19. März 2024

Katharina Pippersteiner geb. Lechner

Geschichtlicher Ausflug

Josef II. regierte von 1765 bis 1790 das Habsburger Reich. Unter anderem hatte er der katholischen Kirche in Österreich eine Verwaltungsreform auferlegt, was auch zur Folge hatte, dass sich Einträge in den Kirchenbüchern auf ein Minimum zu beschränken hatten, beispielsweise keine Nennung der Eltern der Brautleute – sehr zum Leidwesen der Ahnenforscher heute.

Deshalb gibt es bei der Ahnenforschung einige wirklich harte Nüsse zu knacken, wie diese Nuss:

Prolog

Meine 4-fache Urgroßmutter Katharina Lechner heiratete am 7. Februar 1785 den Witwer Leopold Pippersteiner in der Pfarre Jedenspeigen. Im Trauungseintrag der Pfarre Jedenspeigen, Buch 02/06, 1784 – 1820, fol. 1, steht:
1785 Februarus 7.
Bräutigam: Leopold Pipersteiner Nachbar des Orts Viertler; Nro. 48 (Jedenspeigen); kath., 31, Wittwer
Braut: Catharina Lechnerin von Drnkrut; Nro. 48 (Jedenspeigen)
; kath., 27, ledig
Beystände:
Georg Witnar, Nachbar in Jedenspeigen
Leopold Steher, Schafmeister von Drnkrut

Keine Eltern angegeben, nur Dürnkrut, und im Taufbuch der Pfarre Dürnkrut 1705 – 1761 keine Lechner-Taufen!

Ein erstes Puzzle-Steinchen

Dann ein erstes Puzzle-Steinchen „Mutter Wisowskin Kleinhäusler in Dürnkrut“ im Taufeintrag vom Sohn Johann Pippersteiner :
1789 December 24. (Jedenspeigen) No. 48
Johannes, kath., ehel.
Eltern: Leopold Biepersteiner Viertler des Ortes
Catharina gebohrene Lechnerin ihr Mutter Wisowskin Kleinhäusler in Dürnkrut

Ich fand eine Trauung eines Anton Lechner mit Katharina Wiscutcill in der Pfarre Dürnkrut, Buch 02/02, 1705 – 1761, fol. 95:
11 Julius 752 Coulatus est honestus juvenis Antonius Lechner ex s(anc)to Hÿpolito oriundus casareo= regius vulgo Überreither, in Drösing Mathia Lechner pistoris quondam ad s(anc)to Hÿpolitum, et Barbara uxoris filius, cum pudica virgine Catharina Wisutcillin Thomae Wiscutcill, coloni hujatis, et uxoris Mariae filia. Praesentibus testibus Josepho Marschall,colono hujate, et Mathia Schüsterl, colono in Drösing a me Joanne Georgio Kleiner, Parocho.

Ein weiteres Puzzle-Steinchen

Ein weiteres Puzzle-Steinchen „Drösing“ – das könnte die Verbindung zu sein!

Tatsächlich, in der Pfarre Drösing finden sich die Taufeinträge einer Rosalia Lechner am 27. September 1753 und eines Johannes Lechner am 19. Juni 1770 – Eltern Anton und Katharina, sowie der Sterbeeintrag von Anton Lechner am 6. Juni 1771.

Aber wo haben Anton und Katharina in den 17 Jahren zwischen 1753 und 1770 nur gelebt?
Meine Katharina müsste um 1758 geboren worden sein, keine Spur in den umliegenden Pfarren!

Ein Inventurprotokoll!

Eines Tages war ich wieder einmal im Niederösterreichischen Landesarchiv in Bad Pirawarth und stöberte in Inventurprotokollen der Herrschaft Dürnkrut, die Gott sei Dank erhalten sind!
Zu meiner großen Freude fand ich tatsächlich unter NÖLA BG Matzen 21/16 Inventurprotokoll 1757-1764 Fol. 264 ein Inventurprotokoll von Maria Wisudill (wie sich herausstellte, die Großmutter von Katharina!)
Wisudill Maria
Kinder: Catharina verheür: mit Anton Lechner, Überreitter zu Stopfenreuth

Quelle: NÖLA BG Matzen 21/16 Inventurprotokoll 1757-1764 Fol. 264
in einem schlimmen Zustand
Große Aufregung!

Kaum war ich daheim habe ich das für Stopfenreuth passende Taufbuch 01/02, 1751 – 1784 in der Pfarre Engelhartstetten aufgerufen und
Yabba dabba doo! auf fol. 74 fand ich:
(1760) NB (Nota bene) septa necessitiate inundantia Danubÿ die 11 Febr:
Maria Catharina
Parentes Antonius Lechner revisor salis et Carnium (Salz- und Fleisch-Kontrollor) uxor Maria Catharina
Patrini Christophorus Kramer venator casaren et Gertrudis omnes ex Stophenreith
Baptizavit vero Parochum in Witzelsdorff Josephus Richter ob nucheitatem (Wurde getauft in Wahrheit [durch den Pfarrer] in Witzelsdorf Josef Richter)

Anm.: wegen Donauhochwasser wurde das Kind des Salzrevisors vom Pfarrer von Witzelsdorf getauft

DEN TAUFEINTRAG!
Doppelt hält besser, auch in der Pfarre Witzelsdorf Buch 01/01, 1756 – 1784, fol. 5 ist die Taufe eingetragen.

Mein Resümee

Es ist möglich, harte Nüsse zu knacken – mit viel „Detektivarbeit“ und unter Ausschöpfung aller vorhandenen Quellen!


Ingrid Schuster

Im Dezember 2011 habe ich begonnen, meine Familiengeschichte zu erforschen, meine Forschungsergebnisse habe ich seit Anfang 2017 im Internet publiziert.

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Ein Gedanke zu “Katharina Pippersteiner geb. Lechner

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