19. März 2024

Zierings Nr. 8, nach 1941 abgerissen

Quelle: NÖLA, Signatur: AB: C-0185-Bd7
Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band 7: U, W, Z; 1975; S 204

Zierings Nr. 8 war 5 Generationen lang von 1721 bis 1882 im Familienbesitz.
Für die Errichtung des Truppenübungsplatzes Döllersheim durch die Deutsche Wehrmacht mussten auch die Bewohner von Zierings den Ort mit 31. Oktober 1941 räumen und verlassen, das ehemalige Haus Zierings Nr. 8 existiert deshalb nicht mehr.

Zierings, Achte Behaußung, ain Hoffstatt

Zalt in dass Grundbuch jährlich
Michaelidienst          30 Kreuzer
Vor 12 Aÿr                     3 Kreuzer
Vor ain Henn          7 Kreuzer 2 Pfennige
Wachtgeldt                36 Kreuzer
Landsteÿr                  18 Kreuzer
                  _______________
                                1 Gulden  34 Kreuzer 2 Pfennige

HS Ottenstein KG Krems 17/01, Grundbuch 1706-1796, fol. 57

Grundbesitzer im Überblick:
…. – 1711Schiltdorfer Peter
1711 – 1721       Pöckl Joseph Rosina uxor (durch Kauf)
1721   – 1761Schweinzer Hans Görg Gerthraut uxor (durch Kauf)
1761 – 1773Stumpfer Johann Theresia uxor (durch Kauf)
1773 – 1792Plabensteiner Johann Anna Maria uxor
1821 – 1843Plabensteiner Michael Theresia uxor (Übernahme)
1843 – 1882Plabensteiner Johann Johanna uxor (durch Kauf)
1882 – 1900Gattinger Ignaz und Anna (durch Kauf)
1900 – 1906Gattinger Anna (Einantwortung)
1906 – 1920Wimmer Anton und Juliana (durch Kauf)
1920 – 1933Wimmer Anton (Einantwortung) und Maria (durch Heirat)
1933 – 1941Reiterer Johann und Stefanie (durch Kauf)
Oktober 1941Aussiedlung
1941 – 1945Deutsches Reich – Wehrmacht (durch Kauf)
1955Land NÖ (angemerkt)
1957Rückstellung (angemerkt)
seit 1960Windhag’sche Stipendienstiftung f. NÖ (Rückstellungsvergleich)
Quellen NÖLA und BG Krems:
HS Ottenstein KG Krems 17/01, Grundbuch 1706-1796, fol. 57
HS Ottenstein KG Krems 17/02, Grundbuch 1797-1880, fol. 86 (altes GB fol. 57)
BG Krems, Grundbuch Zierings, 1852-1960, fol. 155; EZ 19, BZ 33, KG Zierings/Ottenstein, GB Allentsteig, Haus No. 8 (altes GB fol. 86)
Schiltdorffer Peter

ist als erster Besitzer dieses Grundstückes im ältesten erhaltenen Grundbuch von 1706-1796 eingetragen, von wem und wann er es gekauft hat ist nicht belegt. Er verkaufte am 4. November 1710 an

Pöckh Joseph und Rosina

um 26 Gulden (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/12, 1706-1730, Kaufprotokoll fol. 176v). Joseph Pöckh, ein Zimmermann, starb am 7. September 1720, in seiner Inventur wurde die gestiftete Hofstatt mit 50 Gulden geschätzt (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/26, 1706-1730, Inventurprotokoll fol. 396). Seine Witwe Rosina Pöckh verkaufte die Hofstatt kurze Zeit später am 2. Jänner 1721 an meine 6-fachen Urgroßeltern

Schweinzer Hans Görg und Gerthraut geb. Aischer, später Anna Maria geb. Herman

um 57 Gulden (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/12, 1706-1730, Kaufprotokoll fol. 488).
Johann Georg Schweintzer wurde am 7. April 1696 geboren, seine Eltern waren Friedrich und Katharina Schweintzer, Bauersleute aus Zierings Nr. 6. Johann Georg heiratete Gertrud Aischer, geboren in Söllitz und Bauerntochter von Zierings Nr. 1, am 7. Februar 1719 in der Pfarre Döllersheim. Gertrud starb am 7. Februar 1756, lt. Inventurprotokoll hatte der Grundbesitz einen Wert von 60 Gulden (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/28, 1748-1757, Inventurprotokoll fol. 460). Johann Georg heiratete nach Gertruds Tod Anna Maria Herman am 4. November 1760. Er starb am 11. September 1775 in Zierings Nr. 8.
Bereits am 13. Dezember 1773 kaufte sein Schwiegersohn

Stumpfer Johann und Theresia geb. Schweintzer

den Grund um 80 Gulden (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/19, 1765-1776, Kaufprotokoll fol. 281). Johann Stumpfer wurde am 7. Juni 1734 in Flachau geboren, Sohn der Teichhäusler Franz und Anna Stumpfer. Er heiratete Theresia Schweintzer am 16. November 1762 in der Pfarre Döllersheim. Johann Stumpfer starb am 26. April 1804, seine Frau Theresia am 25. Dezember 1807 in Zierings Nr. 8.

Plabensteiner Johann und Anna Maria geb. Stumpfer

Johann Plabensteiner, mein 4-facher Urgroßvater, geboren am 25. Dezember 1764 und Sohn des jung verstorbenen Bauern Adam Plabensteiner und Eva Rosina von Pallweis Nr. 12, war von Pallweis nach Zierings gezogen.
Er kaufte diesen Bauerngrund von seinem Schwiegervater Johann Stumpfer um 200 Gulden am 7. Juli 1792 (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/21, 1789-1822, Kaufprotokoll, fol. 69) und heiratete dessen Tochter Anna Maria Stumpfer am 13. November 1792 in der Pfarre Döllersheim. Johann starb am 21. Februar 1826, seine Frau Anna Maria am 5. März 1847 in Zierings Nr. 8. Der älteste Sohn

Plabensteiner Michael und Theresia geb. Waldhäupl

übernahm Zierings Nr. 8 am 5. November 1821 um 1200 Gulden (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/21, 1789-1822, Kaufprotokoll fol. 513v). Michael Plabensteiner wurde am 11. August 1793 geboren und heiratete Theresia Waldhäupl, Bauerntochter von Eichhorns, am 27. November 1821 in der Pfarre Döllersheim. Theresia Blauensteiner starb am 15. Dezember 1846, Schätzwert der Realität bei der Inventur 669 Gulden und 36 Kreuzer (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/35, 1845-1850, Inventurprotokoll fol. 51v).
Michael Blauensteiner starb verwitwet und als Ausnehmer in Zierings Nr. 8 am 1. November 1873.

Franziszeischer Kataster 1823, VOMB, 822 Zierings samt Enklaven

Parzellennr.: 29 Familienname, Vorname: Plabensteiner Michael, Beruf: HS (HS = Hofstätter), Hausnr.: 8

Quelle: NÖLA, Franziszeischer Kataster, Mappen, FK Mappen OM 822
Plabensteiner Johann und Johanna geb. Roitner

Sohn Johann Plabensteiner hatte bereits am 18. Mai 1845 für 600 Gulden das Grundstück übernommen (NÖLA, HS Ottenstein, KG Krems 17/23, 1844-1850, Kaufprotokoll fol. 14). Johann wurde am 13. Mai 1827 geboren, er heiratete Johanna Roitner, Bauerntochter von Mitterreith Nr. 10, am 1. Juni 1847. Im Mai 1882 verkauften sie an

Gattinger Ignaz und Anna geb. Granser

und mit 18. Juni 1882 wurde das Grundstück den beiden je zur Hälfte einverleibt.
Ignaz Gattinger, Bauernsohn von Zierings Nr. 14, und Anna Granser, Bauerntochter von Zierings Nr. 2, hatten bereits am 27. Mai 1879 in der Pfarre Döllersheim geheiratet. Ignaz Gattinger starb am 16. April 1900 im Wald bei Peygarten an der Zertrümmerung des Schädels durch einen vom Sturm umgestürzten Baum und die Liegenschaft wurde seiner Witwe

Gattinger Anna (Witwe)

am 1. September 1900 aufgrund der Einantwortung einverleibt. Anna Gattinger starb am 12. Oktober 1911.
Bereits am 6. Februar 1906 verkaufte sie das Grundstück ihrem Schwiegersohn

Wimmer Anton und Juliana geb. Gattinger, später Maria geb. Ziegler

Anton Wimmer, ein Bauernsohn von Peygarten und Juliana Gattinger, Tochter von Ignaz und Anna Gattinger, heirateten am 20. Feburar 1906 in Pfarre Döllersheim. Juliana Wimmer starb am 17. März 1919 und Anton heiratete am 24. August 1920 Maria Ziegler von Strones, sie erhielt durch den Ehevertrag die Hälfte des Eigentums einverleibt.
Im Mai 1933 wurde das Grundstück durch Übergabevertrag an

Reiterer Johann und Stefanie geb. Ziegler

übergeben und mit 25. November 1933 den beiden einverleibt. Johann Reiterer, ein Bauernsohn von Brugg Nr. 6, und Stefanie Ziegler, die uneheliche Tochter der Maria Ziegler verehel. Wimmer von Zierings Nr. 8, heirateten am 6. Juni 1933 in Pfarre Döllersheim.

Johann und Stefanie Reiterer wurden im Oktober 1941 ausgesiedelt und übernahmen das Metzengut in St. Nikola, eine Katastralgemeinde der Gemeinde Waldneukirchen im Bezirk Steyr-Land im Traunviertel, OÖ.
Johann Reiterer starb 42 jährig am 9. August 1946 in Steyr, seine Witwe Stefanie Reiterer heiratete Johann Garstenauer am 27. April 1948 in der Pfarre Waldneukirchen, sie starb am 19. Oktober 2003 in Steyr.
Nachtrag: lt. Bericht der FF Waldneukirchen gab es am 21. August 1995 einen Bauernhausbrand, betroffen war das ,,Metzengut“ der Fam. Reiterer in St. Nikola.

Eine Entdeckung gemacht

Die am 17. März 1919 verstorbene Juliana Wimmer geb. Gattinger war die 2-fache Cousine des Leopold Gattingers.

Dieser Leopold Gattinger tauchte schon zuvor in meiner Familiengeschichte auf:

  • Er und seine Frau Hermine geb. Děkanovský waren 1912 und 1914 die Pflegeeltern meiner Omi Hermine Pippersteiner geb. Dočkal, ab 1921 Děkanovský.
  • Er gab Josef Děkanovský, dem unehelichen Sohn seiner Frau Hermine, 1921 seinen Namen.
    und
  • Er war der Schwiegervater meiner Großtante Hermine Gattinger geb. Schuster, sie war mit Josef Gattinger (geb. Děkanovský) verheiratet (sie war die Schwester meines Großvaters Josef Schuster).

Beitragsbild:
Zierings Nr. 8, ehemalige Lage

Ingrid Schuster

Im Dezember 2011 habe ich begonnen, meine Familiengeschichte zu erforschen, meine Forschungsergebnisse habe ich seit Anfang 2017 im Internet publiziert.

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2 Gedanken zu “Zierings Nr. 8, nach 1941 abgerissen

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